Neben den für Gelenkschmerzen typischen Ursachen, wie Arthrose und Arthritis, gibt es weitere Erkrankungen, die ursächlich in der Entstehung nicht im Gelenk selbst zu suchen sind, sondern aufgrund von Stoffwechselstörungen entstehen. Dazu gehört Gicht (Arthritis urica). Die wichtigsten Informationen wie man Gicht erkennt und Gicht behandelt hier im Überblick.
Inhalt dieses Beitrags:
Was ist Gicht?
Wen betrifft Gicht?
Welche Symptome zeigt Gicht?
Wie wird Gicht behandelt?
Was kann ich selbst bei Gicht beitragen?
Welche Ernährung ist bei Gicht zu empfehlen?
Fazit
Was ist Gicht?
Bei der Gicht, auch Arthritis urica genannt, handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, die zu schmerzenden Gelenken führen kann. Der Auslöser ist ein zu hoher Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) im Blut. Dieser entsteht aufgrund falscher Ernährungsgewohnheiten und genetischen Dispositionen oder Erkrankungen, bei denen die Harnsäure nicht ausreichend über die Nieren ausgeschieden werden kann. Die Gicht bzw. ein Gichtanfall kann dann zu starken Schmerzen der betroffenen Gelenke führen
Ursächlich ist, dass sich zu viel Harnsäure im Körper ansammelt bzw. die Harnsäurekonzentration im Blut ansteigt und sich daraus entstehende Harnsäurekristalle an unterschiedlichen Stellen, vor allem an den Gelenken ablagern. Die Folge sind zunächst schmerzhafte Entzündungen, später auch Gelenkschäden. Bis es zu einem gefürchteten Gichtanfall kommt, können Jahre vergehen.
Meist macht sich die Erkrankung ganz überraschend bemerkbar, oft unmittelbar nach hohem Fleischkonsum und viel Alkoholgenuss (zum Beispiel klassisch nach den Festtagen). Auch andere Belastungen, wie Stress oder Infektionen können einen Anfall auslösen. Die Gicht ist oft mit einem metabolischen Syndrom vergesellschaftet und zählt zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen. Die Tendenz ist stark zunehmend.
Wen betrifft Gicht?
An Gicht erkranken deutlich mehr Männer als Frauen. Ungefähr 950.000 Menschen in Deutschland leiden unter Gicht. Wie bereits erwähnt sind Männer wesentlich häufiger betroffen als Frauen. Circa acht von zehn Patienten sind männlich. Vom Altersgipfel tritt die Erkrankung häufig erst nach dem 40. Lebensjahr auf. Bei Frauen kann der Eintritt der Wechseljahre und sinkende Östrogenspiegel eine Rolle spielen.
Welche Symptome zeigt Gicht?
Wer schon einmal einen Gichtanfall hatte, weiß in der Regel spätestens dann, dass er unter Gicht leidet. Das liegt vor allem daran, dass der erste Gichtanfall, im negativen Sinne, oft sehr beeindruckend ist, weil die Schmerzen heftigste Ausprägungen haben können. Klassisch für einen Gichtanfall und woran man Gicht erkennt sind Symptome wie:
- sehr starke Schmerzen
- Entzündungszeichen wie Rötung, Schwellung und Überwärmung am betroffenen Gelenk
- Extreme Berührungsempfindlichkeit: die Patienten gehen bei Berührung des betroffenen Gelenks buchstäblich „durch die Decke“
- Gelegentlich treten Begleitsymptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Übelkeit auf
Allerdings gehen dem Gichtanfall häufig verschiedene schmerzlose Warnsignale voran. So ist zunächst lediglich, oft über Jahrzehnte, nur der Harnsäurespiegel im Blut erhöht. Auch Nierengries und kleine Nierensteine können bereits ein Hinweis sein, ohne dass man davon körperlich etwas spürt. Deshalb sollte man vor allem bei genetischer Veranlagung dahingehend achtsam sein, denn eine frühzeitige Ernährungsumstellung kann später Schlimmeres verhindern. Erst wenn der Harnsäurespiegel einen bestimmten Wert überschreitet, wird ein akuter Gichtanfall ausgelöst. Wird danach nicht gegengesteuert kommen die Gichtanfälle immer wieder und schädigen langfristig die Gelenke.
Wie wird Gicht behandelt?
Bei einem akuten Gichtanfall kommen diverse Medikamente zum Einsatz. Es werden zum Beispiel NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) eingesetzt, die eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung haben und schnell für Erleichterung sorgen sollen. Dazu gehören Beispiele Ibuprofen oder Diclofenac. Außerdem kommen Cortison-Präparate zum Einsatz, bei starken Beschwerden auch in Kombination mit NSAR.
Colchicin ist ein weiteres, heute nicht mehr so häufig eingesetztes Medikament und ein natürlich vorkommender, in der Ausgangssubstanz giftiger Stoff aus der Herbstzeitlosen-Pflanze. Es wird heute aufgrund seiner Nebenwirkungen meist nur dann empfohlen, wenn die oben genannten Medikamente nicht die gewünschte Wirkung zeigen oder kontraindiziert sind.
Was kann ich selbst bei Gicht beitragen?
Zur Vorbeugung eines Gichtanfalles ist vor allem die richtige Ernährung ausschlaggebend. Wer Gicht behandelt, sollt nicht bei einem akuten Gichtanfall zögern und sofort einen Arzt konsultieren. Je früher die Erkrankung erkannt wird, umso besser kann man erneute Anfälle verhindern. Außerdem sollte unmittelbar auf eine purinarme Ernährung umgestellt werden. Dazu weiter unten mehr. Die folgenden Maßnahmen können bei Gicht weiterhelfen:
- Alkohol muss reduziert werden, da er die Ausscheidung von Harnsäure hemmt. Am besten verzichtet man ganz auf alkoholische Getränke.
- Verlassen Sie sich nicht alleine auf Medikamente, die zwar bei einem akuten Gichtanfall unabwendbar sind, aber auch Nebenwirkungen haben. Der Schlüssel ist eine konsequente Ernährungsumstellung.
- Außerdem sollte man ausreichend Flüssigkeit (ca. 2 Liter täglich), am besten klares Wasser zuführen, da eine gute Flüssigkeitszufuhr die Harnsäureausscheidung fördert.
- Übergewicht sollte langsam reduziert werden. Radikale Fastenkuren mit einem schnellen Fettabbau können einen Gichtanfall auslösen. Schonende Gewichtsreduktion ist allerdings eine wichtige und sinnvolle Maßnahme.
- Antioxidantien wie Vitamin C und Anthocyane (zum Beispiel sekundäre Pflanzenstoffe in Sauerkirschen, Resveratrol und OPC) sollen ebenfalls einen positiven Einfluss haben. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass zum Beispiel durch Vitamin C-Gaben eine Senkung der Harnsäure im Blut zu beobachten war. Eine andere Studie konnte bei Sauerkirschen und den darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffen zeigen, dass die Anfallshäufigkeit reduziert werden konnte.
Allerdings sollte Sie keine stark Fructose haltige Früchte, wie Weintrauben in hohen Mengen konsumieren, da sich der Fruchtzucker wiederum negativ auswirken kann. Eine hohe Vitamin C-Zufuhr kombiniert mit sekundären Pflanzenstoffen wie zum Beispiel natürlichen Vitamin C aus der Acerola Frucht oder Sanddorn, kann eine sinnvolle Unterstützung sein, notwendige Medikamente aber niemals ersetzen.
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Welche Ernährung ist bei Gicht zu empfehlen?
Wenn man Gicht behandelt, heißt die Zauberformel heißt „purinarme Ernährung“. Ganz verzichten müssen Sie nicht, sondern Purine einfach strikt reduzieren. Bestimmte Lebensmittel sind reich an Purinen. Purine werden zu Harnsäure abgebaut und zu viel Harnsäure im Blut ist der Übeltäter der Gichtanfälle verursacht.
Purine sind organische Verbindungen und werden vom menschlichen Organismus selbst gebildet. Sie sind Bestandteil von Zellen und für die Erbsubstanz sowie zum Aufbau neuer Zellen notwendig. Sie kommen aber auch in Nahrungsmitteln vor allem in tierischen Lebensmitteln vor. Eine zu hohe Zufuhr von Purinen, gepaart mit einer genetischen Veranlagung oder einer Abbaustörung über die Niere, kann zur Gicht führen. Diese Lebensmittel sind daher so gut als möglich zu meiden, und zwar dauerhaft, vor allem wenn man bereits einen Gichtanfall hatte oder permanent erhöhte Harnsäurewerte im Blut aufweist.
Um zu erfahren, welche Lebensmittel einen besonders hohen Anteil an Purinen haben, empfiehlt sich, eine „Purintabelle“ aus dem Internet herunterzuladen und die Ernährung auf den Anteil purinhaltiger Lebensmittel zu prüfen. Der Teufel steckt im Detail, weswegen eine solche Übersicht eine echte Erleichterung darstellt.
Grundsätzlich ist ein hoher Puringehalt vor allem in tierischen Lebensmitteln zu finden. Auch bestimmte Gemüse- und Obstsorten enthalten Purine. So sind beispielsweise diverse Kohlsorten, Spargel und Champignons recht purinreich. Auch auf Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Oxalsäure, wie Spinat und Mangold sollte man achten bzw. diese nicht in großen Mengen verzehren, da sie die Nierenfunktion beeinträchtigen können.
Trockenfrüchte sollten Sie aufgrund des hohen Anteils an Fructose ebenfalls meiden, da sich ein hoher Anteil an Fructose ebenfalls negativ auswirkt. Problematisch sind insbesondere tierische Lebensmittel, da diese besonders purinreich sind. Dazu zählen vor allem Fleisch und Wurstwaren sowie Fisch.
Insbesondere Schweinefleisch und Innereien sind am besten ganz zu meiden.
Bevorzugen Sie magere Fleischsorten (mageres Geflügel, mageres Rindfleisch oder Wild) und immer ohne Haut. Zum Beispiel ist ein Hühnerbrustfilet einem Brathähnchen unbedingt vorzuziehen. Insbesondere Schweinefleisch und Innereien sind am besten ganz zu meiden.
Bei Fisch ist ein fettarmes Fischfilet zum Beispiel Kabeljau ohne Haut zu wählen. Auf Hering, Sprotte, Thunfisch und Muscheln ist besser zu verzichten.
Auch Hefe vor allem Hefeflocken, Bäckerhefe und Bier, das hohe Anteile an Hefe enthält, sowie stark zuckerhaltige Speisen und Fertiggerichte sind absolut nicht zu empfehlen. Wenn Sie bereits unter Gicht leiden und sich schwer tun die entsprechenden Empfehlungen umzusetzen, sprechen Sie ihren Arzt auf eine Ernährungsberatung an.
Fazit
Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung. Die Veranlagung für Gicht ist meist erblich bedingt. Dennoch führt zumeist üppiges Essen und ein hoher Alkohol- und Fleischkonsum sowie damit verbundenes Übergewicht und Bewegungsmangel, zu den gefürchteten Schmerzattacken.
Daher gilt die Gicht heute als Wohlstandskrankheit und ist oft mit dem metabolischen Syndrom vergesellschaftet. Bleibt die Gicht unbehandelt, treten die Anfälle immer häufiger und in immer kürzeren Abständen auf. Bei chronischen Verläufen können die Schmerzattacken nachlassen, es werden aber weiter permanent Harnsäurekristalle in den Gelenken abgelagert. Die Folge ist eine chronische Zerstörung der Gelenke mit katastrophalen Folgen. Nehmen Sie erhöhte Harnsäurespiegel daher nicht auf die leichte Schulter.
Wer Gicht behandelt, greift auf eine purinarme Ernährung zurück. So kann jeder selbst Einfluss auf das Voranschreiten der Erkrankung nehmen. Bei der Diagnose Gicht sollte auch immer regelmäßig der Arzt die Entwicklung der Erkrankung überprüfen und abwägen, ob eine medikamentöse Einstellung notwendig ist.
Hier finden Sie einen Podcast-Interview über den Zusammenhang von Gelenkschmerzen und Ernährung, Gelenkschmerzen: Die Ursache liegt in der Ernährung.
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