Gesichtsportraitbild einer Frau
QH als Anti-Aging-Mittel? Altersforscher Prof. Higuchi und sein Team untersuchen wie Q10 und QH den Alterungsprozess reguliert.

Ubiquinol (QH) ist die aktive oder bioaktive, reduzierte Variante des Coenzyms Q10, die vom Körper sofort aufgenommen werden kann. Herkömmliche Nahrungsergänzungsmittel verwenden eher die inaktive Variante des Coenzyms Q10 namens Ubichinon bzw. Ubiquinon. Keiichi Higuchi ist Professor am Institut für Altersbiologie der Shinshu-Universität in Nagano (Japan). Wir haben den Experten der Altersforschung zu den Besonderheiten von Q10 und Ubiquinol (QH) gefragt.


Medicom: Was erweckte Ihr Interesse an Ubiquinol und seiner Rolle für den Alterungsprozess?

Prof. Higuchi: Ich bin Professor am Institut für Altersbiologie und Krankheitsprävention der Shinshu-Universität in Nagano, Japan. Das Langzeitziel der Forschung in unserem Labor ist, den Alterungsprozess des Organismus und Krankheiten, die mit dem Altern in Verbindung stehen, zu verstehen. Wir sind vor allem an Amyloidablagerungen interessiert. Amyloidablagerungen verursachen eine große Gruppe von Krankheiten, zu denen auch Alzheimer und Prionkrankheiten (seltene neurodegenerative Erkrankungen, Anm. d. Red.) gehören. Alle Formen der Amyloidablagerungen werden durch eine Veränderung der Anordnung und des Stoffwechsels diverser Proteine verursacht. Verhärten sich Proteine beispielsweise zu unauflöslichen Fäserchen (Amyloidfäserchen), können diese sich unter bestimmten Umständen außerhalb der Zellen in verschiedenen Geweben ablagern.

Diese Amyloidablagerungen sind es, die zum Nervenzelltod bei Alzheimerpatienten führen. Der Schlüssel zur Entfernung von Amyloidablagerungen und somit auch zum Ergreifen von präventiven Maßnahmen liegt darin, die Bildung von Amyloidfasern und deren Ablagerung in bestimmten Organen und Geweben zu verstehen. Um dieses Ziel zu erreichen, wenden wir molekulargenetische und biochemische Techniken an. Alles hochkomplex. 

Wir arbeiten auch an Studien zu anderen Krankheiten, die mit dem Altern verbunden sind. Zusätzlich untersuchen wir die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität – beispielsweise Gewichtsreduktion – auf Krankheiten beim Menschen wie Bluthochdruck und Dyslipidämie. 

Medicom: Was erweckte Ihr Interesse an Ubiquinol und seiner Rolle für den Alterungsprozess?

Prof. Higuchi: 2003 kam Kaneka™ (weltweit einziger Hersteller des hochwertigen Inhaltsstoffs Ubiquinol, Anm. d. Red.) mit Ubiquinol, der reduzierten Version von Coenzym Q10, zu uns ins Labor . Es stellte sich heraus, dass es sich bei dieser reduzierten Version um die leichter absorbierbare Form von Coenzym Q10 handelte . In der Vergangenheit hatten wir zahlreiche Anti-Aging-Substanzen getestet . Mit Ubiquinol haben wir etwas ganz Besonderes gefunden. Nach vergleichender Gabe von Placebo, Q10 und Ubiquinol in unserem speziellen Testmodell konnten wir feststellen, dass Ubiquinol sich erheblich besser verhielt.

Der Prozess der Alterung in höher entwickelten Organismen ist komplex und von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren abhängig: genetischer, umweltbedingter, nahrungsbedingter und pathologischer (krankheitsbedingter). Dank unseres eigens entwickelten und einzigartigen Testmodells (Senescence-Accelera-ted-Maus [SAM]) ist es uns möglich, den Alterungsprozess in höher entwickelten Organismen zu studieren und schnell zu Ergebnissen zu kommen, die sofort für den Menschen nutzbar sind. Um den Alterungsprozess des Menschen erforschen zu können, muss man lange warten, bis jemand alt ist. Die Forschungsstämme, die wir nutzen, wachsen normal, aber sie zeigen frühe Zeichen der Alterung und ihre Lebenserwartung ist eindeutig kürzer als normal.

Wir haben beobachtet, dass eine Nahrungsergänzung mit Ubiquinol eine erhebliche Abnahme des Vergreisungsgrades und der Vergreisung im mittleren Alter bewirkt. Ubiquinol verbesserte sowohl das Verhalten als auch das Aussehen der Forschungsstämme. Q10 wies eine geringere Wirkung auf als Ubiquinol und der Unterschied war leicht zu erkennen. Diese Forschungsarbeit wurde auch im Experimental-Gerontology-Journal veröffentlicht. Interessant ist auch, dass eine spanische For- schergruppe beweisen konnte, dass Ubiquinol besser absorbiert wird sowie eine höhere Bioverfügbarkeit und bessere Aufnahme im Gewebe aufweist als oxidiertes Coenzym Q10.

Medicom: Welchen Einfluss haben die biologische Zusammensetzung von Ubiquinol und seine Effekte auf den Alterungsprozess?

Prof. Higuchi: Ubiquinol ist eine fettlösliche, vitaminähnliche Substanz, die in nahezu allen menschlichen Geweben vorkommt. Sie ist auch an essenziellen zellulären Prozessen der Energieproduktion in Mitochondrien beteiligt, wo sie in der Zellatmung und ATP-Produktion sowohl als Elektronenträger als auch als Protonentranslokator (neutraler Entkoppler) agiert. Ubiquinol wirkt als Antioxidans in Mitochondrien und Fettmembranen dadurch, dass es entweder Freie Radikale direkt beseitigt oder Tocopherol (die aktive Form des Vitamins E) regeneriert. Einige wissenschaftliche Studien beschreiben, dass Ubiquinol auch Proteine der inneren Mitochondrienmembran und der DNA vor oxidativen Begleitschäden durch Lipidperoxidation schützen kann. Ubiquinol ist die am meisten verbreitete Form des Coenzyms Q10 im lebenden Organismus und macht mehr als 96 Prozent des gesamten Ubiquinol- und Ubiquinonpools im menschlichen Plasma aus. Ubiquinol kommt in Nah- rungsmitteln vor und weist eine interessante Bioverfügbarkeit auf.

In zahlreichen Geweben nehmen die Ubiquinolbiosynthese und das Ubiquinolniveau mit dem Alter ab, was den Schluss zulässt, dass Ubiquinol eine gewisse Anti-Aging-Wirkung haben dürfte. Außerdem gibt es einen starken Hinweis darauf, dass es DNA-Schäden in Lymphozyten, Mitochondrienschäden im Herzen und altersbedingte molekulare Schäden im Gehirn unterdrücken kann. Mitochondrienstörungen spielen eine wichtige Rolle für die Entstehung zahlreicher Krankheiten und das Altern.

Medicom: Wie kann man die Wirkung von Ubiquinol auf das Altern zeigen und welche grundsätzliche Schlussfolgerung ist daraus zu ziehen?

Prof. Higuchi: Eine Gruppe von Wissenschaftlern aus Texas konnte nachweisen, dass eine Reduktion des mitochondrischen Q-Inhalts ein wichtiger Aspekt des Alterungsprozesses ist. Ubiquinol kann den Alterungsprozess regulieren und eine Rolle bei der Zellreparatur spielen. Unsere kürzlich durchgeführte Studie konnte ebenfalls zeigen, dass Ubiquinol die altersbedingte Abnahme der Mitochondrienfunktion und die altersbedingte Reduktion der Mitochondrienmenge positiv beeinflusst.

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Bioaktives Q10, auch QH oder Ubiquinol genannt, ist in der Fachwelt als Energiecoenzym bekannt.

Medicom: Ist der altersbedingte Verlust des Hörvermögens ein wichtiges Zeichen für das Altern?

Prof. Higuchi: Altersschwerhörigkeit (oder Presbyakusis) ist der langsame Verlust des Hörvermögens, der auftritt, wenn Menschen älter werden. Er entsteht, wenn die winzigen Haarzellen beschädigt werden oder absterben. Diese Haarzellen wachsen nicht nach und somit ist die durch Haarzellenschädigung verursachte Schwerhörigkeit in den meisten Fällen irreversibel und nimmt meist mit der Zeit langsam zu. In den meisten Fällen wird sie durch Schäden am Innenohr verursacht, wenn man älter wird. Mitochondrischer oxidativer Stress, der gewisse Gene triggert, scheint Teil dieses Mechanismus zu sein. Gemäß der American Academy of Audiology trifft jede dritte Person über 60 eine Art von altersbedingter Schwerhörigkeit. Bei Personen über 85 ist es bereits jede zweite. Es ist nicht gerade einfach, das biologische Alter einer Person zu bestimmen. Man kann sich natürlich das Skelett, die Zähne usw. ansehen; wir haben jedoch herausgefunden, dass altersbedingte Schwerhörigkeit ein guter Indikator für das Altern sein kann.

Medicom: Würden Sie Ubiquinol empfehlen, auch wenn man noch jung ist? Wenn ja, ab welchem Alter und zu welcher Tageszeit?

Prof. Higuchi: Am besten ist es, Ubiquinol ab dem 40. Lebensjahr zu nehmen, wenn der Coenzym-Q10-Spiegel bereits abgenommen hat. In der heutigen Gesellschaft, die unter erhöhtem Stress und Umweltverschmutzung etc. leidet, fühlen sich auch jüngere Menschen müde. Ein Zeichen dafür ist, dass immer mehr junge Menschen Energydrinks konsumieren. Sie trinken diese Getränke nicht wegen des Geschmacks, sondern weil sie müde sind. Folglich sind auch Menschen ab dem 20. Lebensjahr bereits gute Kandidaten für Ubiquinol. Ubiquinol wird am besten zusammen mit einer Mahlzeit eingenommen (oder ein wenig Fett). Es kann sowohl morgens als auch abends eingenommen werden. Der Zeitpunkt der Einnahme ist nicht so wichtig; wichtig ist, es täglich einzunehmen, und man erkennt dann selbst, wann der beste Zeitpunkt ist.

Medicom: Ubiquinol ist eine besondere Form von Q10. Kann Q10 denselben Effekt haben wie Ubiquinol?

Prof. Higuchi: Im Rahmen unserer ersten Studien untersuchten wir auch Q10 . Die Ergebnisse, die wir mit Q10 erhielten, waren nicht so gut wie jene mit Ubiquinol . Q10 muss in Ubiquinol umgewandelt werden, während Ubiquinol schon in aktiver Form besteht. Die Ergebnisse unserer Studie haben gezeigt, dass Ubiquinol besser ist als Q10, deswegen werden wir Ubiquinol weiterhin untersuchen.

Medicom: Möchten Sie den Konsumenten etwas mitgeben, das Ihre Studie betrifft?

Prof. Higuchi: Der Alterungsprozess führt dazu, dass man langsam Energie verliert, aber auch das Hör- und Sehvermögen und den Geschmackssinn. Viele dieser Unannehmlichkeiten könnten zu einer gesellschaftlichen Isolation und Abnahme der Lebensqualität führen. Wenn eine direkte Extrapolation unserer Ergebnisse in Versuchen unter Laborbedingungen auf den Menschen zulässig ist, könnte Ubiquinol ein ausgezeichnetes Nahrungsergänzungsmittel für ältere Menschen und Menschen mittleren Alters sein, um einen gesunden Alterungsprozess zu unterstützen.

Medicom: Dr. Higuchi, wir bedanken uns herzlich für das Gespräch.


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