Geistig fit zu bleiben ist für viele von uns ein wichtiges Ziel. Der renommierte Hirnforscher und Lernexperte Martin Korte ist Autor zahlreicher Fachpublikationen und Bücher zum Thema „Hirnforschung“. Wir haben ihn gefragt, was man für seine Gehirnfitness tun kann. Der Neurobiologe hält eine gute Nachricht für uns bereit: Es ist nie zu spät, etwas für seine geistige Fitness zu tun, auch im Alter.
MEDICOM: Wie halten wir uns geistig fit?
Hirnforscher Korte: Eine ausgewogene Ernährung ist hilfreich für das Gehirn. Insbesondere ungesättigte Fettsäuren wie bei der mediterranen Diät, wo man eben fischreiche Kost und viel Gemüse isst. Wichtig sind auch ein höchstens moderater Alkoholkonsum, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Nikotin. Das hält das Gehirn lange fit.
MEDICOM: Sie erwähnen das Thema Ernährung. Gibt es gehirnfreundliche Nährstoffe?
Hirnforscher Korte: Es sind vor allen Dingen Vitamin B6, B12 und Folsäure, die sich auf bestimmte Subtypen von Nervenzellen positiv auswirken. Gerade bei der Ernährung älterer Menschen kann man feststellen, dass sie sich hinsichtlich dieser Vitamine oft nicht mehr optimal ernähren. Hier ist es lohnenswert, über Supplemente in der Nahrung oder über Tabletten zu erreichen, dass man genügend mit diesen Vitaminen versorgt ist. Wenn diesbezüglich ein Defizit vorliegt, kann das den Untergang von bestimmten Subtypen von Nervenzellen beschleunigen. Denn diese Vitamine fördern die Funktion von Nervenzellen.
Lernen, Laufen, Lieben
MEDICOM: In Ihrem Buch „Fit im Kopf“ schreiben Sie, dass für ältere Menschen drei Dinge ganz wichtig sind: Lernen, Laufen, Lieben. Können Sie das erläutern?
Hirnforscher Korte: Lernen spielt eine wichtige Rolle, weil es eine der Hirnregionen fördert, die sehr stark vom Altern betroffen ist, den Hippocampus. Er ist ganz wichtig für Gedächtnisfunktionen. Das ist bei Menschen das einzige Gebiet, wo noch neue Nervenzellen entstehen können. Die Nervenzellen entstehen unter zwei Bedingungen: wenn man etwas lernt und wenn man sich bewegt. Das heißt, man kann einen Teil des Verlustes von Nervenzellen wieder wettmachen, indem man etwas Neues lernt und indem man sich bewegt.
Damit sind wir beim zweiten Punkt: Laufen. Regelmäßige körperliche Aktivität führt dazu, dass Wachstumsstoffe ausgeschüttet werden, die die Muskeln zum Wachsen bringen. Diese gehen auch ins Gehirn und regen die Neubildung von Nervenzellen an. Darüber hinaus wird die Durchblutung des Gehirns verbessert, was für seine Leistungsfähigkeit wichtig ist. Auch der Vernetzungsgrad der Nervenzellen untereinander verbessert sich. Eine Nervenzelle kann 10.000 Kontakte zu anderen Nervenzellen haben. Selbst wenn wir Nervenzellen verlieren, können die vorhandenen Nervenzellen, indem sie sich besser miteinander vernetzen, diesen Verlust mehr als wettmachen. Das wird durch das Laufen unterstützt.
Soziale Kontakte halten geistig fit
MEDICOM: Und was bedeutet der dritte Aspekt: Lieben?
Hirnforscher Korte: Damit sind vor allem soziale Kontakte gemeint. Man hat festgestellt, dass Menschen langsamer altern, wenn sie ein reiches soziales Netzwerk haben. Man erklärt das dadurch, dass, wer sozial aktiv ist, sich bewegt, weil er seine Freunde besucht. Zudem ist es eine große geistige Herausforderung, mit anderen Menschen zu kommunizieren, verbal und nonverbal. Man muss ganz viel über andere Menschen wissen, abspeichern und abrufen. Immer wenn man mit anderen in Kontakt kommt, wird die Wissensmenge an Informationen wieder abgerufen. Das ist, ähnlich wie beim Lernen, ein riesiges Trainingsprogramm für das Gehirn. Die soziale Vereinsamung lässt das Gehirn am schnellsten altern.
Schützt ein bewusster Lebensstil vor Alterskrankheiten?
MEDICOM: Jemand, der sein Leben lang geistig aktiv war und es im Alter bleibt, ist der weniger von Alzheimer oder Parkinson betroffen?
Hirnforscher Korte: Der größte Risikofaktor für die neurodegenerativen Erkrankungen ist das Altern selbst. Neben der genetischen Disposition und dem persönlichen Schicksal spielt der Lebensstil eine wichtige Rolle. Zum Beispiel erkranken Menschen an Alzheimer deutlich später, bis zu sieben Jahre später, wenn sie die Konzepte des Lernens, Laufens und Liebens in ihrem Leben berücksichtigt haben. Also wenn sie sich bewegen, lernen und soziale Kontakte pflegen. Aber auch hier muss man sagen, der Lebensstil spielt eine maßgebliche Rolle im Hinblick darauf, wann die Erkrankung auftritt, aber er verhindert sie nicht.
- Den Gehirnforscher Martin Korte kannst Du hier in einem anderen Interview im Podcast hören.
- Hier erfährst Du mehr über Vitamin B6, Vitamin B12 und über ungesättigte Fettsäuren.
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