Was ist das metabolische Syndrom und warum ist es so gefährlich für uns? Diese und weitere Fragen werden hier zum Thema im Interview mit Heike Erner eklärt. Die gute Nachricht: Wir können mit einer ausgewogenen Ernährung gegensteuern, auch wenn man das metabolische Syndrom schon hat.
Heike Erner ist seit 2009 Heilpraktikerin und ganzheitliche Ernährungsberaterin sowie Diplom Betriebswirtin mit Schwerpunkt Personalführung/Coaching. Seit 8 Jahren beschäftigt sie sich mit den Schwerpunkten Ernährungsberatung, Gesundheitscoaching und Mikronährstofftherapie. Nebenher berät und recherchiert sie für Unternehmen, die im Ernährungssektor ansässig sind bzgl. neuer, interessanter Erkenntnisse aus dem Bereich der Naturheilkunde und Ernährungsmedizin.
Medicom: Frau Erner, Sie sind Heilpraktikerin und haben sich auf Themen wie Ernährungsberatung- und Gesundheitscoaching spezialisiert. Im Zusammenhang mit der Ernährung hört man immer häufiger den Begriff des „metabolischen Syndroms“. Was versteht man eigentlich genau darunter? Zunächst hört sich das recht harmlos an, welche Bedeutung hat es für unsere Gesundheit?
Heike Erner: Das „metabolische Syndrom“ ist ein Komplex aus Faktoren wie Übergewicht (Adipositas v.a. betont am Körperstamm), Bluthochdruck (Hypertonie), einem gestörten bzw. entgleistem Zuckerstoffwechsel (Insulinresistenz und im Verlauf Diabetes Mellitus Typ 2) sowie Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Cholesterin- und Triglyzeridwerte).
Die Besonderheit an diesem Quartett ist, dass jeder einzelne dieser Faktoren ein erhöhtes Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Dieses Risiko vervielfacht sich aber eklatant, wenn mehrere dieser Faktoren zusammenkommen.
Da Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin die häufigste Todesursache in Industrieländern darstellen, ist die Aufklärung über das „metabolische Syndrom“ in unserer Zivilisationsgesellschaft eine der wichtigsten präventionsmedizinischen Aufgaben. Denn man kann etwas tun und rechtzeitig gegensteuern. Da dieser Symptomkomplex auch immer mehr jüngere Menschen betrifft, ist die Bedeutung und eine entsprechende Aufklärung bezüglich einer gesunden Ernährungs- und Lebensweise, die hier einen entscheidenden Einfluss hat, sehr hoch.
Medicom: Wie häufig ist das „metabolische Syndrom“ und was macht es so tückisch und gefährlich?
Heike Erner: Das metabolische Syndrom kommt häufig vor und die Tendenz ist steigend. In Deutschland geht man davon aus, dass inzwischen jeder vierte Mensch im Laufe seines Lebens ein metabolisches Syndrom entwickelt und damit sein Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, verdoppelt. Das ist besorgniserregend! Tückisch ist das metabolische Syndrom deshalb, weil jeder der einzelnen Faktoren eine verbindende Eigenschaft hat – es tut nichts weh!
Das metabolische Syndrom kommt häufig vor und die Tendenz ist steigend.
So fallen die veränderten Werte zunächst nur auf, wenn man bei ärztlichen Kontrolluntersuchungen Veränderungen dieser Parameter feststellt. Von alleine sieht man vielleicht das oft ignorierte Übergewicht aber erhöhte Blutzuckerspiegel, erhöhte Cholesterin- und Triglyzerid- Werte und auch der Bluthochdruck sind zunächst lange unscheinbare Begleiter.
Erst die Folgen länger andauernder Entgleisungen machen Beschwerden. Dann ist es aber oft schon zu spät und es sind manifeste Veränderungen, wie zum Beispiel Gefäßschäden, insbesondere die Arteriosklerose und oder Nieren- und Augenschäden entstanden. Im schlimmsten Fall ist aber auch direkt der Herzinfarkt oder der Schlaganfall die Auswirkung, v.a. dann, wenn diese veränderten Parameter jahrelang ignoriert werden.
Deshalb sollte man solche Veränderungen ernst nehmen und so früh wie möglich dagegen steuern. Dazu gehört, sich regelmäßig beim Hausarzt durchchecken zu lassen, auch wenn nichts weh tut. Das gilt vor allem, wenn schon in jungen Jahren Übergewicht besteht oder Herz-Kreislauferkrankungen in der Familienanamnese bekannt sind.
Tückisch ist das metabolische Syndrom deshalb, weil jeder der einzelnen Faktoren eine verbindende Eigenschaft hat – es tut nichts weh!
Medicom: Warum ist das „metabolische Syndrom“ in Industrieländern wie Deutschland oder den USA eigentlich besonders häufig?
Heike Erner: Das liegt daran, dass dieser Symptomkomplex in seiner Entstehung vor allem und fast ausschließlich ernährungsbedingte Einflüsse hat, das heißt viel Zucker, viel schlechte Fette, zu viel tierische Eiweiße, wenig Obst und Gemüse und damit oft zu wenig Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine sowie ein Mangel an essentiellen Fetten wie den lebenswichtigen Omega-3-Fettsäuren. Dazu Stress und zu wenig Bewegung und voilà – schon hat man die entscheidenden Einflüsse geschaffen, um ein metabolisches Syndrom zu entwickeln. Manchmal kommt auch noch eine gewisse genetische Disposition dazu.
Interessant dabei ist, dass in Ländern, in denen mediterrane Ernährungsformen vorherrschen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zumindest in der Vergangenheit signifikant seltener waren. Leider ist auch in diesen Ländern, in denen mediterrane Ernährungsweisen üblich waren, die industriell geprägte Ernährung angekommen, sodass auch hier eine Verschlechterung der Situation erkennbar ist.
Medicom: Und Sie sagen man kann präventiv Einfluss auf die Entstehung dieser Faktoren nehmen. Welche präventiven Maßnahmen spielen dabei genau eine Rolle? Was kann wer wann machen?
Heike Erner: Ja, vor allem kann man nicht nur präventiv Einfluss nehmen. Auch bei bereits bestehendem metabolischem Syndrom, macht es noch Sinn, die Lebens- und Ernährungsweise sofort zu überprüfen und umzustellen.
Auch bei bereits bestehendem metabolischem Syndrom, macht es noch Sinn, die Lebens- und Ernährungsweise sofort zu überprüfen und umzustellen.
Einiges ist bei entsprechend langfristiger Umstellung noch reversibel – leider nicht alles. Auch wenn bereits Schäden entstanden sind, zum Beispiel eine Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) kann einer weiteren Verschlechterung der Situation durch entsprechende Anpassung der Lebens- und Ernährungsweise aktiv entgegengewirkt werden.
Dabei kann und muss der Hausarzt manchmal auch durch Medikamente unterstützen und oder der Ernährungsberater durch eine individuelle Beratung begleiten. Allein auf Medikamente zu vertrauen, ohne gleichzeitig aktiv etwas für die Gesundheit zu tun, ist keine gute Lösung. Viele Medikamente haben leider Nebenwirkungen. Es gibt kein Medikament, das alle Faktoren abdeckt oder ein metabolisches Syndrom ohne eigenes Zutun heilt.
Oft entsteht dann ein Teufelskreis und die Medikamentenliste wird immer länger, die Dosierungen höher. Das ist nicht zielführend – selbst wenn einige dieser Medikamente unverzichtbar sind, sollte man frühzeitig zusätzlich durch eigene Gesundheitsvorsorge daran arbeiten, dass es nicht immer mehr werden.
Vielen Dank Frau Erner für dieses Gespräch!
Miniserie im Online-Magazin zu Gesundheit und Ernährung mit Ernährungsberaterin Heike Erner
Zusammen mit Frau Erner wird Medicom in einer Miniserie einfache Gesundheits- und Ernährungsratschläge zur Unterstützung bei der Optimierung der einzelnen Faktoren geben. Damit kann jeder für sich individuell Tipps und Ratschläge übernehmen. Dies ersetzt nicht den Arztbesuch, sondern dient der Motivation, Möglichkeiten zu finden, mit einer gesunden Lebensweise zu beginnen.
Zu jedem der vier Faktoren des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Störungen des Zuckerstoffwechsels wie Diabetes mellitus Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen wie z.B erhöhte Cholesterinwerte), finden Sie einen Artikel mit Erklärungen und gesundheitsfördernden Ratschlägen. Wir sind davon überzeugt, dass jeder aktiv etwas für seine Gesundheit tun sollte und tun kann. Aktiv Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, bedeutet Selbstliebe und Selbstfürsorge und zahlt sich am Ende doppelt aus.
Wollen Sie wissen, wie gesunde Ernährung einfach klappt. Dann hören Sie im Podcast-Interview: So klappt es mit gesunder Ernährung laut Anne Fleck.
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