In diesem Gastbeitrag von Heike Erner geht es um einen weiteren Faktor des metabolischen Syndroms, die Fettstoffwechselstörungen. Das metabolische Syndrom, auch tödliches Quartett genannt, geht mit einer stark erhöhten Gefahr für Herz- Kreislauf-Erkrankungen als Folge einher
Heike Erner ist seit 2009 Heilpraktikerin und ganzheitliche Ernährungsberaterin sowie Diplom Betriebswirtin mit Schwerpunkt Personalführung/Coaching. Seit 8 Jahren beschäftigt sie sich mit den Schwerpunkten Ernährungsberatung, Gesundheitscoaching und Mikronährstofftherapie. Nebenher berät und recherchiert sie für Unternehmen, die im Ernährungssektor ansässig sind bzgl. neuer, interessanter Erkenntnisse aus dem Bereich der Naturheilkunde und Ernährungsmedizin.
Inhalt des Beitrags:
1. Welche sind die vier Faktoren des metabolischen Syndroms?
2. Was versteht man unter Fettstoffwechselstörungen?
3. Was haben Fettstoffwechselstörungen mit dem metabolischen Syndrom zu tun?
4. Was ist Cholesterin, warum spielt es eine besondere Rolle?
5. Wann ist Cholesterin gefährlich?
6. Was kann zu erhöhten Cholesterinwerten beitragen?
7. Warum Cholesterin eine lebenswichtige Substanz ist und zu was es unser Körper benötigt
8. Was kann man selbst zur Senkung der Blutfettwerte beitragen?
9. Fazit
Welche sind die vier Faktoren des metabolischen Syndroms?
Das metabolische Syndrom setzt sich aus den folgenden Faktoren bzw. einer gleichzeitigen Kombination dieser zusammen:
- Bluthochdruck
- Übergewicht oder Adipositas, wobei besonders das viszerale Fett bei der Entstehung des metabolischen Syndroms eine Rolle spielt
- Ernährungsbedinge Störungen des Zuckerstoffwechsels wie Insulinresistenz und Diabetes Typ 2
- „Schlechte“ Blutfettwerte wie z.B. die Erhöhung von Triglyzerid- und Cholesterinwerten
Was versteht man unter Fettstoffwechselstörungen?
Fettstoffwechselstörungen sind sehr häufige Veränderungen, die mit der Erhöhung der Blutfettwerte einhergehen (v.a. Triglyceride – das sind Neutralfette und Cholesterin). Sind bestimmte Blutfettwerte dauerhaft erhöht, kommt es zu einer Ablagerung von Blutfetten an den Arterienwänden und damit zur Arteriosklerose als gefürchtete Komplikation. Diese wiederum ist für viele Folgeerkrankungen verantwortlich. Dazu zählen z.B. Herzinfarkte, Schlaganfälle und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Daher ist es wichtig, dass diese Werte immer wieder beim Hausarztbesuch überprüft werden. Es gibt auch genetische Dispositionen, die unabhängig von der Lebensweise zu erhöhten Blutfettwerten führen und meist nur medikamentös behandelbar sind. Im Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom sind sie, wenn nicht genetisch bedingt, allerdings häufig auf den Lebens- und Ernährungsstil zurückzuführen.
Es werden im Wesentlichen folgende Störungen des Fettstoffwechsels unterschieden:
- Hypercholesterinämie – hier ist der LDL Cholesterinwert erhöht
- Hypertriglyzeridämie – hier ist der Wert der Triglyceride (Neutralfette) im Blut erhöht
- Hyperlipidämie – hier sind sowohl die LDL Cholesterinwerte wie auch die Triglyceridwerte erhöht
- Dyslipoproteinämie – hier zeigt sich eine Verminderung des HDL-Cholesterins, erhöhte Triglyzeridwerte und kleine, dichte LDL-Cholesterin-Partikel
Was haben Fettstoffwechselstörungen mit dem metabolischen Syndrom zu tun?
Das metabolische Syndrom geht in den meisten Fällen mit Überernährung einher und setzt sich aus den vier Faktoren (Adipositas, gestörten Blutzuckerspiegeln, Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck zusammen). Alle vier Faktoren spielen dabei ein bisschen wie ein „gruseliges“ Orchester zusammen, d.h. ein einzelner Faktor fördert die Entstehung weiterer Faktoren. Besonders bei einem erhöhten Angebot an Zuckern und gesättigten Fetten in der Nahrung, kann der Körper Blutfette nicht mehr ausreichend verwerten und überschüssiges Fett nicht mehr abbauen. Dies führt nicht nur zu Übergewicht sondern in Folge auch zu einer erhöhten Konzentration von Cholesterin, Neutralfetten (Triglyzeride) und proteingebundenen Fetten, den Lipoproteinen, im Blut.
Was ist Cholesterin, warum spielt es eine besondere Rolle?
Cholesterin nimmt im Fettstoffwechsel eine besondere Rolle ein und soll daher im vorliegenden Artikel auch eine besondere Bedeutung spielen. Das Cholesterin, auch Cholesterol genannt, ist ein in allen tierischen Zellen vorkommender, fettartiger Naturstoff. Cholesterin ist zunächst einmal unverzichtbar für den menschlichen Körper. Es wird u.a. zur Bildung von bestimmten Hormonen benötigt und ist ein essentieller Baustein für unsere Zellen. Dazu später mehr. Erst ein Zuviel an Cholesterin kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Cholesterin wird also zunächst einmal von jeder Zelle im menschlichen Organismus benötigt. Den größten Teil seines Bedarfs stellt der Körper in der Leber selbst her. Ganz richtig gelesen! Nur ein geringer Anteil wird über die Nahrung selbst aufgenommen. Das von der Leber gebildete Cholesterin wird über das Blut in die Zellen aller Organe und Gewebe transportiert. Dort wird es weiterverarbeitet. Überschüssiges Cholesterin gelangt ebenfalls über das Blut zur Leber zurück. Stark vereinfacht kann man es sich so vorstellen, dass es zwei Taxis gibt, die das Cholesterin transportieren. Ein Taxi fährt zu den Zellen (LDL) und ein Taxi fährt das überschüssige Cholesterin zurück zur Leber (HDL). Dieses spezielle Transportsystem wird benötigt, weil das Cholesterin in Wasser und damit auch im Blut nicht löslich ist. Deshalb wird das Cholesterin zusammen mit Proteinen, Lipiden und weiteren Bestandteilen in der Leber verpackt. Diese Pakete können nun im Blut transportiert werden.
Wann ist Cholesterin gefährlich?
Wie fast überall gilt auch hier „die Menge macht das Gift“. Wenn Cholesterin also einerseits lebensnotwendig ist, warum kann es dann bei einem Überschuss auch zum Problem werden? Bleiben wir bei der vereinfachten Darstellung mit den Taxis. Stellen Sie sich vor, die Taxis die das Cholesterin zu den Zellen fahren, stehen auf einmal im Stau. Die Zellen sind mit Cholesterin gesättigt – es wird kein Taxi mehr benötigt und zusätzlich gibt es zu wenige Taxis, die das überschüssige Cholesterin zurück zur Leber fahren. Abbau und Abtransport funktionieren also nicht mehr und dadurch kann sich nun überschüssiges Cholesterin in den Gefäßwänden ablagern, diese verengen und den Blutfluss einschränken. Die berüchtigten Folgen sind Arteriosklerose und Bluthochdruck mit ihren Folgeerkrankungen wie Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Dabei spielt v.a. das Verhältnis von LDL und HDL eine wesentliche Rolle:
LDL ist wie bereits beschrieben zuständig für den Transport des Lipidmoleküls von der Leber
zu den Organen. Ein Überschuss kann, wie oben erwähnt, zu den berüchtigten Ablagerungen an den Gefäßwänden führen. HDL hingegen transportiert das überschüssige Cholesterin zurück zur Leber, wo es abgebaut werden kann. Ein niedriger LDL-Wert hat also einen positiven Einfluss auf unsere Gefäße. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die frühere Schlussfolgerung, dass nämlich mit steigenden HDL die Gefahr für Arteriosklerose stetig abnimmt, nicht mehr haltbar ist. Beide Werte sollten im richtigen Verhältnis zueinander stehen und das Gesamtcholesterin nicht zu hoch sein.
Gutes und schlechtes Cholesterin sind somit irreführende Ausdrücke, da beide Lipoproteine vom Organismus benötigt werden, nur eben in den richtigen Mengen.
Was kann zu erhöhten Cholesterinwerten beitragen?
Ganz kurz und prägnant – im Wesentlichen 3 Faktoren:
- Bewegungsmangel
- Stress
- Eine unausgewogene, vitalstoffarme Ernährung
Die Einflüsse, die beim metabolischen Syndrom eine Rolle spielen, bleiben bei nahezu allen vier Faktoren die gleichen. Und nur, weil ein Großteil des Cholesterins durch die Leber selbst gebildet wird, heißt das nicht, dass die Ernährung keine wesentliche Rolle mehr spielt. Eine unausgewogene Ernährung, mit vielen tierischen Fetten, zu viel Zucker, vielen industriell verarbeiteten Lebensmitteln (v.a. Fastfood) und wenigen Vitalstoffen, essentiellen Fettsäuren und Vitaminen ist Stress für jeden Körper. Und Stress ist für den Körper ein Alarmsignal.
Unser Organismus geht wie in Urzeiten von einer Notfallsituation aus und rechnet damit gleich vom Säbelzahntiger zu Fall gebracht zu werden. Auch das erklärt, warum der Körper bei dauerhaftem Stress mehr Cholesterin bildet, denn er rechnet mit einem Angriff und damit mit einem Zelluntergang. Ergo liefert er prophylaktisch schon mal den Baustoff für die Zellen, die neu gebaut werden sollen. Das Problem ist, es gibt heute gar keinen Säbelzahntiger mehr und auch keinen Zelluntergang sondern nur einen Stau bei den LDL- „Taxis“.
Warum Cholesterin eine lebenswichtige Substanz ist und zu was es unser Körper benötigt
Eine ganz entscheidende Frage ist folgende? Wenn Cholesterin nur schlecht wäre, warum sollte es unser hochintelligenter Organismus dann überhaupt freiwillig herstellen? Wie bereits angesprochen, wird Cholesterin als essentieller Bestandteil und „Baumaterial“ für all unsere Zellwände benötigt. Cholesterin dient dabei der Stabilisierung jeder Zellmembran. Das ist aber bei weitem nicht das Einzige zu was der Körper Cholesterin herstellt und benötigt.
- Cholesterin ist unverzichtbar beim Bau von Geschlechtshormonen – dazu zählen z.B. Östrogene, Gestagene und Androgene.
- Auch bei der lebenswichtigen Vitamin D3 – Synthese wird Cholesterin benötigt.
- Die Gallensäuren werden aus Cholesterin gebildet. Diese wiederum sind Bestandteil der Gallenflüssigkeit, die dem Körper unverzichtbar zur Aufspaltung von Fetten dient.
Cholesterin ist also mitnichten etwas Schlechtes. Es gilt nur das Prinzip, das oft gilt – nicht Zuviel des Guten! Ausdrücklich betont sei, dass es krankhafte, erblich bedingte Stoffwechselstörungen und andere Erkrankungen der Leber und Schilddrüse (Hypothyreose) gibt, die nicht mit einer ungesunden Lebensweise in Verbindung stehen und ebenfalls zu einer Erhöhung der Cholesterinwerte führen können. Deshalb sollte die Ursache erhöhter Cholesterinwerte immer im Gesamtkontext beurteilt werden. Fragen Sie deshalb bei Unsicherheiten unbedingt Ihren Hausarzt.
Was kann man selbst zur Senkung der Blutfettwerte beitragen?
- Ernährung: ernähren Sie sich ausgewogen und vitalstoffreich und essen Sie mehrere Portionen frisches Obst und Gemüse am Tag. Vitamine sind Katalysatoren des Stoffwechsels und kommen v.a. zahlreich in frischen pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse vor. Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr lebenswichtiger Omega-3 -Fettsäuren, die z.B. in fetten Fischsorten und Leinöl zu finden sind. Eine hohe Ballaststoffzufuhr kann sowohl direkt wie auch indirekt die Senkung des Cholesterinspiegels im Blut bewirken.
- Bewegung: Achten Sie auf ausreichend Bewegung, treiben Sie regelmäßig, mindestens 2-3 mal pro Woche, sanften Ausdauersport.
- Stress senken: sorgen Sie für Ausgleich in Ihrem Alltag und führen Sie regelmäßig entspannende Übungen durch. Das können Meditationen, Yoga, Achtsamkeitsübungen oder einfach der Spaziergang im Wald sein. Achten Sie bewusst auf Ihre Atmung. Atmen Sie mehrmals täglich mehrere Minuten bewusst tief in den Bauch – ein und aus.
- Medikamente: es gibt Fälle, bei denen es nicht ohne cholesterinsenkende Medikamente (Statine) geht – gerade angeborene Fettstoffwechselstörungen oder Vorerkrankungen zählen dazu. Sie können aber auch in diesem Fall parallel die oben genannten Maßnahmen durchführen.
Fazit
Das metabolische Syndrom setzt sich aus vier Faktoren zusammen: Bluthochdruck, Übergewicht (v.a. am Körperstamm), ernährungsbedingte Zuckerstoffwechselstörung (z.B. Insulinresistenz oder Diabetes mellitus Typ 2) und Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Blutfettwerte (Triglycerid- und Cholesterinwerte). Bei Fettstoffwechselstörungen können die richtige Ernährung, Bewegung, Stressausgleich und je nach Fall die Einnahme von cholesterinsenkenden Medikamenten dazu beitragen, die Blutfettwerte zu senken.
Miniserie im Online-Magazin zu Gesundheit und Ernährung mit Ernährungsberaterin Heike Erner
Zusammen mit Frau Erner wird Medicom in einer Miniserie einfache Gesundheits- und Ernährungsratschläge zur Unterstützung bei der Optimierung der einzelnen Faktoren geben. Damit kann jeder für sich individuell Tipps und Ratschläge übernehmen. Dies ersetzt nicht den Arztbesuch, sondern dient der Motivation, Möglichkeiten zu finden, mit einer gesunden Lebensweise zu beginnen.
Zu jedem der vier Faktoren des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Störungen des Zuckerstoffwechsels wie Diabetes mellitus Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen wie z.B erhöhte Cholesterinwerte), finden Sie einen Artikel mit Erklärungen und gesundheitsfördernden Ratschlägen. Wir sind davon überzeugt, dass jeder aktiv etwas für seine Gesundheit tun sollte und tun kann. Aktiv Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen, bedeutet Selbstliebe und Selbstfürsorge und zahlt sich am Ende doppelt aus.
• Haben Sie das Interview mit Heike Erner „Das metabolische Syndrom ist tückisch“ verpasst? Hier können Sie das nachlesen.
• Wollen Sie wissen, wie gesunde Ernährung einfach klappt. Dann hören Sie im Podcast-Interview: Cholesterin im Griff mit Prof. Dr. med. Michaela Döll.
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