Yoga ist ein gesellschaftliches Phänomen, das längst aus der esoterisch angehauchten Nischensportart herausgewachsen ist. Täglich öffnen neue Yogaschulen, entstehen neue Richtungen oder Mischformen. Was ist denn nun Yoga wirklich und was macht es mit einem? Diese und andere Fragen stellen wir der charismatischen Yogalehrerin, Moderatorin und Konferenzdolmetscherin Susanne Baumann-Cox aus Graz.
Medicom: Susanne, Yoga ist ja heutzutage in aller Munde. Du machst das aber schon seit 16 Jahren. Wie kam es zu dieser frühen Begegnung?
Susanne Baumann Cox: Mit meiner Schwangerschaft. Ich war zu der Zeit noch leidenschaftliche Reiterin und hatte zwei Pferde. Als ich dann schwanger wurde, hängte ich die Reiterei an den Nagel, weil sie mir zu gefährlich erschien. Yoga hatte ich schon ein bisschen aus der Ferne beobachtet, und dachte, es könnte mir gefallen und so meldete ich mich zu einem Schwangeren-Yogakurs an. So fing alles an.
Medicom: Es scheint, als wäre Yoga schwierig zu greifen. Ist es Gymnastik, Esoterik oder eine Lebenshaltung? Was ist es ganz persönlich für Dich?
Susanne Baumann Cox: Ich komme aus der Anusara-Yoga-Schule. Das ist ein integriertes System, in dem sehr genaue und achtsame Asanas, also Yoga-Stellungen mit Atemübungen und Meditation verbunden werden. Anusara bedeutet den Körper zu verstehen, eine tiefe Verbindung mit ihm einzugehen und so Zugang zum eigenen Sein zu finden. Und über dieses dann wiederum die Verbindung zur Welt. Dahinter steht die tantrische Philosophie, dass wir alle ein wunderbares, universelles Eins sind. Und herunter gebrochen auf den Alltag heisst es einfach ein besseres Leben – für mich und alle, die mit mir zu tun haben.
Medicom: Und diese Verbindungen zu Körper und Seele sind uns abhanden gekommen.
Susanne Baumann Cox: Ja, auf jeden Fall. Das geht vielen so. Gerade Kindern und Jugendlichen, die den ganzen Tag auf irgendwelche elektronischen Geräte schauen oder auch älteren Menschen, die viel Zeit sitzend im Büro und abends vor dem Fernsehen verbringen. Und bei der bloßen Verbindung zum Körper bleibt es ja nicht. Denn durch diese Verbindung entsteht auch Zuversicht und Kraft, die sich vom Körpergefühl auf den mentalen Zustand übertragen kann. Ein ganzheitlicher Stabilisierungsprozess.
Medicom: Aber diese Verbindung könnte man auch doch sicher auch mit anderen Sportarten wie Schwimmen oder Joggen herstellen?
Susanne Baumann Cox: Ja bestimmt, aber da passiert natürlich sehr viel automatisiert oder man schaut dabei auf die Uhr oder irgendwelche Apps. Andere Sportarten sind oft leistungsorientiert und nicht so achtsam, so beobachtend wie Yoga, das ja auch noch nebenbei die Gelenke schont.
Medicom: Wie beurteilst Du die inflationäre Entwicklung der Yogaangebote? Verwässert diese Modeerscheinung nicht das eigentliche Wesen des Yogas und leidet die Qualität darunter?
Susanne Baumann Cox: Ich finde das große Angebot gut. Ich glaube, wenn alle Leute, wie sie da joggen, Yoga machen würden, dann wäre die Welt definitiv ein besserer Ort. Also hier gilt auf jeden Fall: Je mehr Yoga, desto besser. Und da die Kurse immer spezifischer werden, werden die Leute und ihre Bedürfnisse ja auch präziser bedient.
Medicom: Für die Unentschiedenen. Für wen ist Yoga denn mal eine Überlegung wert?
Susanne Baumann Cox: Nun, das ist einfach. Es eignet sich für alle. Oder anders gesagt, jeder sollte es mal ausprobieren. Aber ganz sicher eignet es sich für die Leute, die im Leben etwas verloren haben und vielleicht unter Ängsten leiden. Mit Yoga kann ich zu einem Urvertrauen zurückkommen, das alles schon irgendwie so gehört, wie es ist.
Medicom: Und wie kann man den Einstieg in die Yogawelt am besten gestalten?
Susanne Baumann Cox: Viele versuchen sich erstmal alleine auf die Reise zu begeben und machen Yoga zuhause mit DVDs oder Apps. Aber das würde ich nicht empfehlen. Man sollte sich einfach ein paar Yogaschulen in der Region anschauen, Gespräche führen und schauen, ob das für einen passt. Manche Leute wollen sich eher entspannen, andere wollen sich wirklich anstrengen und den Körper tonifizieren. Am Ende der Yogastunde spürt man sehr deutlich, ob man sich besser fühlt und auf dem richtigen Weg ist.
Medicom: Nun muss ja nicht nur die Haltung stimmen, auch der Atem ist ein wesentlicher Bestandteil des Yogas. Muss man das Atmen neu lernen?
Susanne Baumann Cox: Der Atem ist sehr wichtig. Wenn man auf die Welt kommt, ist er als erster da und wenn man von der Welt geht als letzter. Mit dem Atem oder über ihn lässt sich sehr gut in den Körper hineinhorchen. Und sobald man das verstanden hat, geht das von selbst. Und wenn man falsch atmet, kommt sofort die Rückmeldung vom Körper und man verkrampft. Der Körper ist so ein intelligentes, fantastisches Konstrukt – das ist eine der zentralsten Erkenntnisse beim Yoga.
Medicom: Wie lässt sich Yoga den mit dem engen Terminkalender der meisten Berufstätigen vereinbaren. Sollte man es nicht mehrfach die Woche praktizieren?
Susanne Baumann Cox: Wenn man einmal dabei ist, will man gar nicht mehr aufhören und schaufelt sich schon irgendwie die Zeit frei. Klar, ich habe manchmal auch nur eine Viertelstunde am Tag dafür. Dann mache ich, was ich für wichtig halte, zum Beispiel ein paar Sonnengrüße. Das reicht völlig. Also lieber kurz und täglich, als lang und wöchentlich.
Medicom: Vielen Dank für das Gespräch Susanne.
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